Jorgos ist 53, es geht ihm „very good“. Ich treffe ihn am Strand des südkretischen Kaffs, als er wie immer in schwarzem Leiberl und mit sonst nichts am unfassbar gebräunten Körper in Richtung der Büsche unterwegs ist. Er kommt aus der „Schweinebucht“, die liegt östlich hinter den Sprungfelsen, wo es schön lauschig ist. Dort campt er seit vielen Sommern, er kommt aus Chania, der Provinzhauptstadt mit Flughafen.
Jorgos trägt nachts auf den Straßen des kleinen Ortes immer dicke Kopfhörer und tanzt zu seiner eigenen Musik, oder er tanzt vor den Lokalen, in denen live-Musik dargeboten wird. In diesen Nächten trägt er untenrum weiße Dreivieltelhosen statt gar nichts, aber obenrum immer noch sein schwarzes Shirt.
Jorgos arbeitet nichts, wie er mir sagt, angeblich ist er finanziell gut aufgestellt. „But sometimes I have to leave paradise“, erzählt er, dann wird ihm das Schöne hier nämlich zu viel und er flüchtet in seine „Hometown“. Manchmal wird er aber auch einfach von der Polizei vertrieben, die mit den wilden Campern hier keine Freude hat. Eine Abstimmung im Ort ging neulich gegen das wilde Campen aus, man befürchtet Einkommensverluste, wenn die Leute nicht ordentlich in Zimmern schlafen.
Jorgos hatte dieses Jahr erst einmal Glück, was Männer angeht, nach denen hält er hier nämlich Ausschau, ansonsten war er heuer noch nicht „very lucky“. „But this is not a gay beach“, sagt er, obwohl ein neuer Reiseführer das Gegenteil behauptet. Dieses eine Mal verbrachte er eine sehr schöne Zeit mit einem „very beautiful english man“, hinten in seiner idyllischen, abgeschiedenen Bucht.
In all den anderen Nächten sah man ihn ihn tanzend auf den Straßen Sougias.