Ingo ist „über fünfzig“, es geht ihm gut. Sein wahres Alter möchte er mir nicht verraten, ich schätze mal: „knapp über 70“. Dafür zeigt er mir bereitweillig sein kleines, braunes Sonnenölfläschchen mit ungewöhnlichem Schutzfaktor 6, das er in einem Plastiksackerl mit sich herumführt. Der Pfeifenraucher ist unfassbar braun und stark eingeölt, wenn jemand eine „glänzende Lederhaut hat“, dann er.
Ingo kommt aus Stuttgart. Er ist mit seinem 24 Jahre alten Opel Frontera unterwegs, den er sich campingtauglich hergerichtet hat. Bald fährt er weiter nach Matala im Osten, zuvor war er in Paleochora im Westen. Dort gibt es eine Art Limes, sagt er, „wissen Sie, was ein Limes ist?“. Eine Art Schutzwall, gibt er mir selbst die Antwort, die zur Verteidigung der alten Stadt angelegt wurde, in einem Gebüsch hat man einen der Wehrtürme gefunden, insgesamt waren es vier, „sie haben sich von dort aus mit Spiegel verständigt, wenn ein Krieg ausgebrochen ist“, erzählt er.
Ingo legt sich morgens an den Strand, immer auf den Rücken, immer mit den Füßen zum Wasser, und immer mit einem Buch in der Hand, das er dann gegen den blauen Himmel hin liest, zur Zeit: Noah Gordons „Der Diamant des Salomo“. Der Gelehrte interessiert sich sehr für Archäologie, er hat schon den Sudan und Ägypten besucht, heuer wird er noch eine „mythische Ausgrabung am Pellopones fotografieren und archivieren.“
Seine Winter verbringt er in Indien, wo er in einem Ashram Yoga betreibt. „Ohne Yoga kein Leben.“ Aber ohne Bierchen natürlich auch nicht! Jeden Tag um 16 Uhr macht er sich auf seinen dünnen Beinchen auf in den Ort zur Bäckerei, wo er sich ein Spinacchi kauft und eben ein kühles Bier. Dann geht er zurück zum Strand, wo sein Frontera steht.
Andere Menschen trifft Ingo hier nie.
und? selten sowas fades und uninteressantes gelesen*gelangweilt
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