Julius ist 57, es geht ihm gut. Eine Spur zu gut sogar, wie er selbst findet. Er wollte sogar schon einmal eine Therapie machen in der Absicht, dass es ihm danach schlechter gehen solle, weil er dann andere in seiner Umgebung nicht mehr so deprimieren würde mit seinem vergnügten Wesen. Er bat also seine Therapeutin, ihn dahingehend zu „dimmen“, aber sie entließ ihn unbehandelt, weil das Ziel der Behandlung ihrem Ethos widersprach. Dabei, so Julius, hat doch niemand etwas davon, wenn es nach einer Therapie nur ihm besser geht, allen anderen um ihn herum aber schlechter, weil sie mit seinem Sonnenwesen nicht mithalten können.
Den Künstler verbindet eine Geschichte mit dem ehemaligen Staatssekretär Franz Morak, dem er während dessen Amtsszeit auf zahlreichen Veranstaltungen begegnete. „Immer, wenn der Morak auftauchte, sangen alle sein Lied ‚Sieger sehen anders aus!’, der hatte es wirklich nicht leicht, aber er hat sich durchgebissen.“ Einmal wurden er und sein Künstlerpartner Georg eingeladen, im Salzburger Kunstverein während der dortigen Festspiele eine Veranstaltung zu machen. Am Abend vor der Eröffnung gingen sie hinüber ins benachbarte Festspielhaus aufs Klo, wo sie sich nebeneinander stellten, um zu pissen. „Wir sind zwar eng, aber nicht so eng“, erklärt Julius, also blieb die eine Schüssel zwischen ihnen frei. Da kam der Staatssekretär herein, erkannte die beiden von hinten nicht, und stellte sich zwischen sie. Als er sah, neben wem er da gerade auspackte, sagte er: „Meine Herren! Was Sie hier machen ist nur ein theatralischer Akt wie vieles andere auch!“ Tropfte ab und ging hinaus.
Zwei Mal im Monat besucht Julius mit seiner Stieftochter ein Lokal namens Einfahrt am Wiener Karmelitermarkt. Weil dort auch der Autor Robert Menasse Stammgast ist, gibt es ein nach ihm benanntes Menasse-Frühstück, dessen Hauptteil ein dick mit Butter bestrichenes Schwarzbrot ausmacht, das kopfüber in einen Schnittlaufbottich getaucht wird, „sodass es einer grünen Wiese gleicht.“ Dazu bestellt Julius am liebsten ein kleines Bier.