Josef „Josi“ ist 63, es geht ihm gut. Seit nunmehr 41 Jahren betreut er als Totengräber den Friedhof in meinem Heimatort, heute gräbt er die „Frau Hurl“ ein, „die Möslbergerin, weiß eh, oben vom Hotel. 85 Jahre alt war sie, nie hat sie was gehabt, bis zum Schluß hat sie im Betrieb mitgearbeitet, Küche, Zimmer, Wäsche, alles. Und dann letztes Jahr im Dezember: Lungenkrebs.“
„Hat sie geraucht?“
„Nein, aktiv nie, aber halt schon sehr viel passiv.“
Wie lange braucht er, um ein Grab auszuheben? „Jetzt, weil ich selbst schon 64 werde, brauche ich schon fast doppelt so lange wie früher.“ Da schaffte er ein zwei Meter tiefes Grab in drei Stunden, heute braucht er fünf bis sechs. Hier im lehmigen Boden des Alpenvorlandes gräbt er bis höchstens zwei Meter hinunter (Tiefgrab), dann liegen immer zwei Tote übereinander. „Außer, es ist schon wieder länger aus, dass der Sarg schon wieder schön zusammengegangen ist, da grabe ich wieder ganz hinunter.“
Wie lange dauert die Verwesung?
„Bei uns da herinnen ein wenig länger, weil der Friedhofs sehr lehmhaltig ist. Bei luftdurchlässiger Erde geht es wesentlich schneller, und wenn man die Leute nicht so tief eingräbt.“ 25 Jahre soll man auf jeden Fall warten, solange findet er Überreste der Toten. Knochen halten natürlich wesentlich länger.
Gegen 3000 Tote hat er hier bereits eingegraben, mittlerweile lassen sich aber fast 50 % verbrennen. Das mag der Pfarrer gar nicht, aber Josi meint, „das muss jeder selbst entscheiden, ob dich die Würmer anfressen oder ob du es noch einmal schön warm haben willst.“
Sein Expertentipp zum Schluss: „Wenn du dich verbrennen lässt, darfst du halt drei Tage vorm Sterben keinen Alkohol getrunken haben. Wegen der Explosionsgefahr.“
„Im Ernst?“
„Nein.“