Milli ist nach wie vor 79, heute geht es ihr gut. Wir sitzen an einem der letzten warmen Tages des Sommers vor dem Haus und sie erzählt mir vom Krieg: Ihre Eltern Franz und Maria haben 1938 geheiratet, im Jahr darauf musste der Vater „einrücken“. Ein paar Monate später bekam er Heimaturlaub, weil seine Mutter gestorben war, er sollte sie zu Grabe tragen dürfen. Zur gleichen Zeit sollte auch sein erstes Kind zur Welt kommen, aber es gab Probleme. Die Mutter war alleine mit der Hebamme am Hof.
Es war Winter, und Milli erzählt, dass der Vater mit dem Roß aus Oberweng hinüber zum Pyhrnpass fuhr, wo der Gemeindearzt gerade war. Dieser reagierte höchste besorgt: „Du liaba Hümmö, des geht net guad aus!“, soll er gesagt haben. Als er ankam am Hof, war das Kind bereits tot, und er konnte den kleinen Leichnam nur noch aus dem Bauch der Mutter herausschneiden. Franz trug während seines ersten Fronturlaubs seinen Sohn, der seinen Namen tragen sollte, in einer Schuhschachtel zu Grabe, zuvor schon begrub er seine Mutter. Danach musste er wieder in den Krieg, den er haßte.
1941 wurde Milli geboren, und 1944 kam ihr „Dati“, den sie während ihrer drei ersten Lebensjahre nur einmal während eines weiteren Fronturlaubes gesehen hatte, mit zerschossenem Arm aus dem Krieg nach Hause. „Irgendwer hat uns gesagt, dass er mit dem Zug in Spital ankommen soll. Die Mami hat uns schön hergerichtet, und wir sind ihm in Richtung Schifter hin entgegen gegangen. Dann hab ich ihn gesehen. Ich hab ihn die ganze Zeit gehalten und angeschaut, als wir nach Hause gegangen sind.“
Schön und berührend, wie Du die Geschichte der Milli aufgeschrieben hast! Danke und eine gute Zeit.
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