Lamin

Lamin ist 49, es geht ihm gut. Er stammt aus Guinea in Westafrika, einem der korruptestens Länder der Welt mit französischer Kolonialvergangenheit (bis 1958) und einer Lebenserwartung von 61,6 Jahren. Vornehmlich die Volksgruppen der Fulbe, der Malinke und der Susu bevölkern das Land, in den Städten beherrschen libenesische Einwanderer den Handel und das Hoteleriegewerbe. Die reichen Bauxitvorräte des Landes werden von den Chinesen ausgebeutete, die den Rohstoff für ihre Aluminiumproduktion brauchen. Vielleicht ein Grund, warum sich in Guinea gerade das Militär an die Macht geputscht hat.

Lamin wuchs in der Region Boké nördlich der Hauptstadt Conakry auf, mit Musik kam er bereits in der Schule in Berührung, dort wuchs er zum „Meister der Djembe“ heran, einer Bechertrommel mit nur einem Fell, deren Körper aus einem ausgehöhlten Baumstamm besteht. 1997 kam er als Musik- und Tanzlehrer nach Österreich, er lebt hier mit Frau und zwei Kindern. Der Begriff „westafrikanische Tänze“ ist wegen der Vielzahl an Kulturen grob verallgemeinernd, wiewohl die Region „Subsahara westlich von Zentralafrika“ als „Wiege des Tanzes“ gelten dürfte.

Können die Österreicher tanzen?, frage ich Lamin. „Ja!“, lacht er. Das Problem wäre nur, dass sie extrem lange tatenlos herumstünden, bis endlich eine/r anfinge, dann kämen langsam immer mehr, bis dann richtig geshaked wird. Österreichische Lederhosenmusik gefällt ihm extrem gut, auch die Lederhose selbst, getragen hat er aber leider noch nie eine. Er liebt Österreich, im Herzen aber bliebe er immer Westafrikaner, der sieben Sprachen der Gegend beherrscht.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s