
Anna ist 23, es geht ihr gut, als ich sie vor der Albertina beim Hridlicka-Denkmal anläßlich der Feierlichkeiten zum Ersten Mai treffe. Sie nimmt an der Veranstaltung der KPÖ teil, „obwohl ich kein Mitglied bin. Aber es geht jetzt darum, die Lebenskosten zu deckeln, die Lebensmittelpreise, die Energiepreise, und natürlich demonstriere ich für den Frieden.“ Sie lebt alleine im 17. Bezirk in einer Eigentumswohnung und studiert an der Uni Wien Jus, sie will eine Anwältinnenkarriere einschlagen.
Anna wurde als Mann geboren und hat mit 20 die Geschlechtsumwandlung begonnen, „ich bin damit soweit zufrieden.“ Gelegentlich gibt es Anfeindungen.
Ihre schöne Mütze hat sie nach dem Vorbild einer „linkssozialistischen Fraktion mit Bezug auf Gewerkschaften im Spanischen Bürgerkrieg“ selbst genäht, diese Fraktion war in Katalonie beheimatet, und sie hatten eben einen schwarzroten Hut, „den heute niemand mehr herstellt, also machte ich ihn mir selbst.“
Über das Internet recherchierte sie viel zum Spanischen Bürgerkrieg und zur Arbeiterbewegung. Sie hat selbst mal eine Lehre gemacht und eineinhalb Jahre in der Industrie gearbeitet, sie weiß also, wie es den Arbeitern geht. Auch wenn sie heute selbständig nebenher im Internet Geld verdient.