
Pablo ist 40, es geht ihm sehr gut. Er studierte Cinémathographie an der BTS audiovisuel in Roubaix und Literatur an der Université 10 Nanterre in Paris, wurde aber in der Hafenstadt Valparaíso an der chilenischen Pazifikküste geboren. „Eine mythische Stadt“, sagt er, die Joris Ivens und Chris Marker in ihrem Film „…à Valparaíso“ festhielten. Die Bewohner heißen Porteños, sie leben im kulturellen Zentrum Chiles und bewegen sich dort in kurzstreckigen Standseilbahnen oder Aufzügen.
Am 11. September 1973 um 6.20 Uhr erhielt Präsident Salvador Allende einen Anruf, wonach die Flotte in Valparaíso geputscht hätte, um 14 Uhr an diesem Tag beging er im Präsidentenpalast La Moneda in Santiago Selbstmord, sein Leichnam wurde auf dem Friedhof des Valparaíso gegenüber liegenden mondänen Badeortes Viña del Mar beerdigt. Augusto Pinochet, selbst ein Porteño, übernahm die Macht und etablierte seine Schreckensherrschaft mit Morden, Folter und Tausenden „Desaparecidos“ (Verschwundenen), die bis 1990 dauern sollte.
Pablos Stiefvater war Kommunist. Er recherchierte Verbrechen der Diktatur, bis es für ihn zu gefährlich wurde und er im Hafen von Valparaíso ein Cargo-Schiff bestieg, auf dem er nach Rotterdam gelangte. Pablos Mutter konnte später mit ihrem Sohn zusammen nachkommen, da war er acht Jahre alt. Er wuchs in der (ehemaligen) Industriestadt Lille im Norden Frankreichs auf, „sehr freundlich, viele Bars, viel Kultur, sehr belgisch“. Zum Schwimmen fuhr die Familie nach Oostende. Sein Vater hatte eine Videokamera, mit der Pablo begann, selbst Filme zu drehen, z.B. „… à la plage.“ Nun lebt und dreht er seine Filme „…. à Vienne.“