Lucy

Lucy ist alterlos, es geht ihr gut. Als schwuler junger Mann begann sie im legendären, 1993 gegründeten Wiener Café Berg in der Berggasse im neunten Bezirk zu arbeiten, neben der ebenso legendären Wiener Themenbuchhandlung „Löwenherz – Lesenswertes für Schwule und Lesben“. Das Café Berg damals: „So etwas gab es bis dahin nicht. Es war das erste schwule Lokal, das keine Türklingel hatte, was bis dahin bei allen schwulen Lokalen der Fall war, außer vielleicht im Savoy am Naschmarkt, in dem auch queere Leute willkommen waren. Das Berg stand dann auch am Tag für alle Schwulen offen, und die Fenster des Cafés zur Straße hin waren groß, sodass jeder reinschauen konnte. Und drinnen hat man sich nicht etwa geschämt dafür, dass man schwul war, im Gegenteil hat man ein bisserl so etwas wie Pride entwickelt. Das Publikum war wild gemischt, von ganz jung bis älter, von Landbursch bis Stadtmädel.“ Später arbeitete sie auch im U4, „auf Clubbings habe ich immer mehr gearbeitet als gefeiert“.

„Lustigerweise war das alles für mich damals gar nichts so spektakulär, das wurde es erst rückblickend. Ich hab schon ziemlich am Anfang dort gearbeitet, und das Schwulsein gehörte eben zu meiner Sozialisation dazu. Es waren lauter außergewöhnliche Leute, auch die, die dort gearbeitet haben. Und die brachten mich auf die Idee, die Sitcom Villa Valium zu schreiben.“ Das war Ende der 90er-Jahre und ein Riesenerfolg, „aber ohne meine Jahre im Berg hätte ich mich nicht auf die Bühne getraut!“. Den Namen ihrer Kunstfigur Lucy McEvil, die es als Diseuse, DJ, Schauspielerin und Moderatorin noch immer gibt, leitete sie von einem Song der Band Blood, Sweat & Tears ab, die über Lucretia MacEvil sang.

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