Richard

Richard ist 89, es geht ihm gut, obwohl er ein bisserl müde ist, als ich ihn beim Griechen im Obergeschoß seiner Lugner-City treffe. „In den letzten Tagen war ich in Dresden beruflich, in Leipizg wege der Blutauffrischung, die ist teuer, natürlich, aber ich glaub, dass das hilft, und Prag hab ich noch dran gehängt, aber schlafen hab ich nirgendwo können. Und heute hab ich schon zwei Bier getrunken, jetzt das dritte, aber Bier hat ja eh keinen Alkohol.“

Am Abend muss er dann heute noch nach Stockerau zu Floh im Ohr, „eine kleine Produktion, eine Billigproduktion. Ich nehme die Bambi mit, die unten bei der Information sitzt, das wird romantisch heute vermutlich. Der dort in Stockerau hat lange auch Parndorf gemacht, wie heißt er denn?“ Ich weiß es auch nicht. Ob er immer eingeladen ist? „Manchmal zahl ich auch. In Reichenau bin ich noch nie gewesen, ich kann ja nicht überall sein.“ Und die  Sommerhitze? „Mit der Hitze geht’s, ist ja im Freien.“

Die Geschäfte? „In der Lugner haben wir die Umsätzen heuer von 2019 schon überholt,und das ist eine Leistung. Wennst schaust, SCS oder Plus-City in Graz, da fahren die meisten nur noch am Wochenende hin oder am Freitagnachmittag, unter der Woche ist bei denen nix los, weil das Benzin so teuer ist. Wir haben da vier Straßenbahnen, die Garage geht ein bisserl schlechter, sagen wir 400 Plätze sind frei, das ist die Hälfte. Das Kino wird sowieso immer schlechter, weil alle zu viel Netlix und waaaß i wie die alle heißen schauen, irgendwann wird das Kino zusperren müssen, dann machen wir ein Einkaufszentrum auch dort, das wird ein teurer Spaß, aber es bleibt nix anderes übrig. Heute haben wir minus 15 % in zwanzig Geschäften, das machen wir seit dreißig Jahren oder noch länger.“

Was tut sich in der Gesellschaft? „Die Jeannine Schiller war mit der Mausi jetzt wieder zwei Mal unterwegs, sonst ist sie ja zuhause eingegraben, er nimmt sie ja nicht mehr so gern mit, die Mausi ist halt ihre engste Freundin. Ich selbst bin mit ständig wechselnden Frauen unterwegs, weil ich keine fixe habe, aber ich habe einen großen Polster an Damen, die ich mitnehmen kann, jeden Tag wen andern. In der Nacht, wenn ich wo bleib, in Salzburg zum Beispiel, dann nehm ich nur zwei ältere Damen mit, da kann ich mich mit einer 27jährigen nicht sehen lassen, das ist nicht richtig. Am Wochende schau ich mir dort die Zauberflöte an, am 13. bin ich bei der Aida, das ist die große Premiere, beim Beachvolleyball in Wien bin i am Sunndoch, auf Urlaub war ich schon drei Jahre nimmer, weil ich keine fixe Partnerin habe, und allanich ist das nix. Andere sagen es ist schön, wenn man dauernd eine andere hat, ich tät sagen, eine wär mir lieber. Zwei Jahre war ich eh in fixen Händen, voriges Jahr mit dem Bienchen, und davor mit dem zebra, aber das Bienchen ist ausgeflogen und das Zebra ist davongerannt. Es wäre schön, wenn wer daheim wäre ausser der Bedienerin.“

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