Richard ist 39, es geht ihm gut. Der Tapezierer- und Tischlermeister packt gerade seinen weißen Sprinter voll, dabei erzählt er: Die Hotelfachschule beendete er ohne Abschluss, anschließend lernte er im väterlichen Betrieb, „das Handwerk hat mir immer gut gefallen, das ist extrem analog, sehr hands-on.“ Während er dann doch die Matura nachmachte, arbeitete er bei IKEA im Verkauf, „aber das war nicht meins“. Also studierte er an der TU Wien Architektur und machte den Bachelor, aber Architektur? „Auch nicht meins!“
„In so einem Büro sitzt du nur vorm Computer. Meist ist man nicht angestellt, aber als freier Dienstnehmer hast du trotzdem nicht die Freiheit, die du eigentlich haben solltest.“ Außerdem ging es meistens „um Garagen und Brandschutzpläne, – auch nicht meins!“ Er würde lieber einen Baum pflanzen als irgendwo im Grünen ein Haus hinzustellen. „Ich finde es vermessen, etwas zu bauen, was Generationen überdauert. Ich bin sehr für das Temporäre.“
Was seinen jetzigen Beruf angeht: „Altpolstern taugt mir am meisten – Schnüren, Nähen, Garnieren, solche Sachen.“ Seine Frau hat vor der Hochzeit einen alten Ohrenfauteuil aus den 50er-Jahren geschenkt bekommen, „Lehne und Ohrwascherl in einem, ganz netter Schwung, ganz nette Form.“ Das traf sich gut, denn „der geheftete Ohrensessel“ ist für den Tapezierer das vorgeschriebene Meisterstück.
Apropos Meisterstück: Noch sind er und seine Frau kinderlos. „Aber jeder Haberer, egal, wie gut oder schlecht er verdient, sagt mir, dass es leinwand ist, sobald der Gschrapp da ist.“ Also planen sie mittlerweile auch. Die Erziehungsaufgaben werden freilich keine kleinen sein: „Vielen Kindern heute muss man erklären, dass ein hartes Sück Metall, wenn es von oben kommt, sehr weh tun kann.“
Zergatschte Bananen am Ohrenfauteil werden hingegen kein Problem darstellen. Der Papa kann es ja jederzeit neu beziehen.