
Milli ist 79, es geht ihr gut. Sie sitzt in der Küche unseres Hauses, ich sage: „Erzähl mir von früher, erzähl mir von Weihnachten.“ Und sie erzählt: „Der Dati, dein Opa, hat immer den Baum aus der Hoed, dem Wald heruntergeholt, mit den Rössern und dem Schlitten, und die Mami, deine Omi, hat ihn dann geschmückt, immer ein schöner Baum, groß. Zum Essen hat es irgendein Trumm Fleisch gegeben, ein gefüllter Rollbraten oder was, ein gutes Essen, aber ich weiß nicht mehr genau, was. Keine Würstel, keine Gans.
Nach dem Essen sind wir Rauchen gegangen, durchs ganze Haus mit Weihrauch und in den Stall auch, das war wichtig, da haben wir den Rosenkranz gebetet. Der Dati hat immer gesagt, dass in der Heiligen Nacht die Vieher reden können, oder haben sie sich das eingebildet? Wahrscheinlich. Das Evangelium nach Lukas hat dann auch er vorgelesen, und dann haben wir gesungen, die ganzen Lieder haben wir heruntergedrosselt, das war schön.
Die Bescherung? Die Mami hat die Hozn-Menscha vom Nachbarbauern bestellt, die haben einen weißen Umhang gehabt und eine Krone, dann hat sie geläutet und gesagt: Das Chritkindl kommt! Geschenke? Wir haben ja nicht viel gehabt, nichts haben wir gehabt. Die Mami hat halt geschaut, dass es ein bisserl was Süßes gegeben hat. Und gestrickt hat sie glaub ich jede Nacht, damit wir was zum Anziehen gekriegt haben, was wir halt gebraucht haben, ein Jackerl oder so was. Spielzeug? Na. Oh ja, ein Schaukelpferd haben wir mal gekriegt, schön angestrichen rot und schwarz. Aber es war trotzdem schön, sehr schön war´s.
Dann sind wir alle zu Fuß hinaus nach Spital am Pyhrn gegangen zur Mitternachtsmette, wenn die Glocken so laut geläutet haben bei der Kirche, das hat uns gefallen. Die ganze Nacht ist draufgegangen. Nach zwei Stunden in der Mette wieder eineinhalb Stunden heim, da haben wir immer eine Gaudi gehabt, dann sind wir liegen gegangen. Wenn der Vollmond war und alles voller Schnee, herrlich war das, so schön. Weihnachten war wirklich immer ein Fest. Sonst war ja nicht viel das ganze übrige Jahr.“