Milli XI

Milli wird heute 81. Wie es mir geht? „Na, wie soll es mir gehen?“ Vor zehn Tagen brach sie sich die rechte Hand. „Ich bin die Stiege herunter gegangen, eh ganz vorsichtig, gaaaanz vorsichtig, aber auf der letzten Stufe ist mir die Brille runter gefallen. Ich hab mich gebückt und dann…. na, was glaubst? Bin ich da gelegen. Ich hab so viel geweint, das hat so weh getan, und ich hab mir gedacht: Was muss mir denn noch alles passieren?“

Immerhin „nur“ die Hand, nachdem sie sich vor zehn Jahren Hüfte und Becken gebrochen hat. Da war gerade ihr Mann gestorben, und ihre Tochter rief aus Griechenland an, wo sie im Krankenhaus lag. Ein SUV-Fahrer hatte sie über den Haufen geschossen. „Was muss denn noch alles passieren?“ Milli lag dann tagelang im Krankenhaus, bis sie endlich von irgendwoher eine Schraube gekriegt haben, die sie fürs Zusammenbauen des ganzen Knochensalates unbedingt brauchten.

Am Donnerstag war sie wieder zur Kontrolle im Spital. Immer fährt sie mit dem Krankentransport dort hin, „eh ein ganz ein lieber junger Mann, der bringt mich immer dorthin, wo sie mich haben wollen. Aber sie haben mir den Gips nicht runter getan, das Klumpert! Ich hätte es dem Doktor am liebsten ins Gesicht geschossen. Na, ist noch nicht soweit, hat er gesagt! Kriegt so viel Geld, und dann so was! Warum brauch ich den? So schwer ist er! Früher hat man eine Salbe drauf getan, und gut war es!“

Da muss sie dann schon wieder lachen. „Was soll ich denn sonst tun? Weinen?“

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