Walter

Walter ist 86, es geht ihm gut. Auch, weil er seit 44 Jahren mit seiner „wunderbaren Frau“ verheiratet ist, mit der zusammen er „seit mindestens 36 Jahren, wenn nicht 40 Jahren“, jeden Sonntagvormittag ins Café Weidinger frühstücken kommt, zu Fuß. Er bestellt dann „immer das Gleiche, und zwar einen Schwarztee und dazu einen Kornspitz mit Käse, und dann eine Melange und dazu eine Marmeladensemmel“, und irgendwann dazwischen kommt das Ei. Das Geheimnis eines Frühstücks mit der Partnerin wäre, „dass man ein paar Zeitungen zu lesen hat, über die man dann reden kann, und ein Kreuzworträtsel zu lösen“. Wer dabei besser ist? „Natürlich sie! Mein Gedächtnis ist schon ein bisserl mager“, lacht er.

Walter ist Ottakringer seit Geburt. 1950 begann er an der Technischen Versuchs- und Forschungs anstalt zu arbeiten, 1962 kam der Sohn zur Welt, der durch Medikamentenverwechslung schwer erkrankte. Walter kündigte und entwickelte einen sogenannten Pharmacode, der heute Standard ist. Geld gab’s dafür keines. Gerade arbeitet er an einer Trinkwasseraufbereitungsmaschine, die Abwärme in kinetische Energie umwandelt und 300.000 Kinderleben jährlich retten soll. 2018 haben sie einen Prototyp auf der Erfindermesse in Nürnberg ausgestellt und dafür die Goldmedaille erhalten. Preisgeld? „Keines!“ Dafür boten ihnen Chinesen zwei Mille, allerdings verbunden mit dem dezenten Wunsch, das Geld zu waschen. „Haben wir abgelehnt!“

Die Diskussionen mit der Gattin in der Werkstatt sind oft so hitzig wie seine Experimente: „Manchmal rennt sie und reißt alle Fenster auf, wenn es wo dampft. Und ich bin sowieso immer mit einem Fuß am Herzinfarkt“, lacht er. „Aber er gibt nicht auf!“, lacht die Gattin.

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