Kevin

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Kevin ist 24, es geht ihm gut. Er steht jeden Tag vorm Diskonter und verkauft seine Augustin-Zeitungen, von acht Uhr morgens bis 18.30 Uhr am Abend. Um sechs Uhr früh steht er auf und fährt mit der Badener Bahn von Möllersdorf, wo er wohnt, herein nach Wien. Er kommt in Meidling an, fährt mit der U6 zum Westbahnhof und latscht dann heraus in den 15. Bezirk, an sechs Tagen in der Woche. Dann verkauft er manchmal fünf Stück seiner Zeitung, manchmal drei, manchmal zwei.

Kevin stammt aus Agbor in Nigeria, im Internet steht dazu: „It is a kingdom in the Delta State.“ Die Einwohner dort gehören zum Stamm der Ika, ihr Sprachraum grenzt an den „der Edo-, der Ishan-, der Enuani- und der Ukwale-Speakers“ und enthält Elemente aus den Benin- und Igbo-Sprachen. Interessant.

Nun erzählt er aus seinem Straßenverkäuferalltag: Morgens darf er nichts essen, weil er unter Tags kaum aufs Klo gehen kann. Wenn es trotzdem mal dringend wird, muss er zum Westbahnhof fahren, wo sie aber 50 Cent dafür verlangen, die Toilette oben an der U3-Station Schweglerstraße haben sie zugesperrt. Der 1-Euro-Shop öffnet ihm manchmal die Türe, aber der hat heute zu. Die Leute sind überwiegend nett zu ihm, kleines Problem vielleicht: Sie geben ihm lieber etwas zu essen anstatt Cash, sein kleines Bäuchlein zeugt davon. Oft steht er abends mit ganzen Säcken voller Lebensmittel da.

Kevin hält sich an die Devise seines Idols Bob Marley, von dem er gerne T-shirts trägt: „Everything´s gonna be alright.“ Er war gerade in Graz bei seiner Freundin, mit der er zwei Töchter hat: Die acht Monate alte heißt Maria, die ein Jahr ältere Divine – die Göttliche.

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