Nadine ist 43, es geht ihr gut. Die Sportwissenschaftlerin lebt seit sieben Jahren in Wien, und zwar im 17. Bezirk „auf der anderen Seite der Hernalser Hauptstraße“. Ich treffe sie auf der „herüberen Seite“ am Sportklub-Platz, sie ist nämlich Fan. „Frauen und Fußball? Hey, warum nicht!“ Das Sportklub-Publikum gilt als „links“, sie selbst sieht sich als „gemäßigt liberal, was in Österreich eh schon linksextrem ist.“
Aufgewachsen ist sie im Deutschen Osten, in Dessau. Ist das eine No-go-area? „Nein! Sachen-Anhalt ist nicht Sachsen, das möchte ich schon festhalten!“ Dessau ist Bauhausstadt. In der 11. Klasse, das war 1992 und ein Jahr vor ihrem Abi, mussten sie im Rahmen des Kunsterunterrichtes wegen eines sehr vom Bauhaus begeisterten Kunstlehrers ein Jahr lang immer wieder im Bauhaus stehen und dort die Treppen malen. Von da her hatte sie so ein bisschen einen Bauhaus-Überdruss, aber seit sie weg ist, hat sie sich mit dieser Kunstrichtung versöhnt.
Die Wende erlebte sie als 14jährige ohne große Erinnerung daran, sie wollte nicht „raus“ oder „rüber“, aber „im nachhinein war die Wende das Beste, was mir passiert ist.“ Von Gerhard Gundermann, dem Baggerfahrer und Liedermacher, der 1988 seine erste LP veröffentlichte und über den der Regisseur Andreas Dresen gerade einen Film gedreht hat, bekam sie damals nichts mit. Andreas Dresen aber liebt sie, also wird sie sich den Film demnächst anschauen.