Valentin ist 19, es geht ihm so la la. Er lebt in Ternitz, „da gibt es nicht wirklich was zu tun.“ Die Schule hat er in der Achten geschmissen, weil er „mit dem System allgemein“ nicht zurecht gekommen ist, nun zieht es ihn in Richtung „irgendwas mit Medien“. Er hat aber auch schon in der Wäschefabrik der Firma Triumph gearbeitet, das war aber auch nicht so prickelnd: „Das Leben kennen lernen“, lautet seine Devise.
Seit Juni schiebt er Zivildienst im Krankenhaus Eisenstadt, meistens fünf Tage die Woche, manchmal sechs, dann kriegt er aber in der Woche darauf einen Tag frei, dafür bekommt er 328 Euro. Vor Arbeitsantritt – er findet, dies solle eigentlich während der bezahlten Arbeit geschehen! – muss er sich umziehen. Dafür bekam er zu Dienstantritt einen Chip ausgehändigt, der seine Größte gespeichert hat, damit geht er zu einem Automaten, der ihm das gewaschene, gebügelte und gestärkte weiße Arbeitsgewand (Hose und Poloshirt) auf einem Kleiderbügel heraus schiebt, Schuhe darf er seine eigenen anziehen.
Dann gibt es eine kurze Besprechung mit dem Chef, ob irgendetwas Wichtiges passiert ist – „Meistens ist eh nichts Wichtiges passiert“ – anschließend verteilt der Chef die Handys. Und dann beginnt die Schieberei. Valentin schiebt Kranke in ihren Betten durch das Krankenhaus, Aufzug rauf, Aufzug runter. Jede Abteilung hat ein eigenes Handy, auf dem er dann angerufen wird: „Von der Tagesklinik Blutproben zum Labor!“, „Bitte vom MR zum CT!“, „Schnell in die Physio!“ Handy Nr. 2055 ist jenes, das keiner haben will, es bedeutet nämlich die meisten Kilometer: „Sonografie, Gastroskopien, Unfallambulanz. Wenn du das in der Früh kriegst, dann weißt du schon, dass du heute viel zu Fuß gehst.“
Leichen, die im Krankenhaus „Exodus“ heissen und immer mit einem Tuch bedeckt sind, muss er nur schieben, wenn er sich „psychisch dazu in der Lage“ fühlt, und das tut er.