Josef ist 87, es geht ihm gut. „Darf ich vielleicht kurz sagen, dass ich auf einen Rückruf warte, nur dass Sie nicht glauben, ich bin unhöflich.“ Ich treffe den Gentleman auf der Buch Wien, er ist selbstverständlich Buchlieber und an „Bildung und Fortbildung interessiert“. Josef hat keinen akademischen Titel, „aber ich kann lesen.“ Er hat die Mittelschule absolviert, „aber die Bildung muss man sich selbst anlesen. Ich war 40 Jahre Abonnent in einer Leihbücherei der Stadt Wien, so viel zu den guten Dingen der Stadt Wien, und habe jeden Abend ein, zwei Stunden gelesen.“ Die Bücher hat er sich nach folgendem System ausgebort: „Durchgehen wie durch ein Museum, das Buch heraus nehmen, mit z’haus nehmen, lesen und wieder hineinstellen. Da kommt ein bisserl ein Überblick zusammen.“
Josef kleidet sich gerne gut, „mein Eindruck auf den Rest der Welt ist mir nicht egal, sagen wir so.“ Seit wann? „Das kann ich nicht sagen, wann das begonnen hat. Im Laufe der Jahre hat sich mein Geschmack entwickelt und ich hoffe, die Leute halten ihn aus.“
Er ist heute mit dem „Sonntagsstock“ unterwegs, schaut immer, dass auch „der zum G’wand passt. Der hat gekostet, glaub‘ ich, 70 oder 75 Euro, und die anderen zwei daheim haben gekostet einer 26 und einer 28 Euro.“ Was bedeutet sein Abzeichen am rechten oberen Ärmel? „Nix. Das ist nur drauf, weil da ein Mottenloch war.“