Robert ist 46, es geht ihm gut. Er steht mit vier Kollegen vor dem XXXLutz in der Hütteldorferstraße und verkauft Christbäume, genauer: Nordmanntannen. Die Nordmanntanne hat sich als Lieblingsbaum der Mitteleuropäer durchgesetzt, sie muss ca. zehn Jahre lang wachsen, dann kann man sie als stolzen 2-Meter-Baum verkaufen, das wäre die am häufigsten nachgefragte Größe. Wächst sie nicht oder nicht schön genug, dann steht sie ganz am Rand seines umzäunten Verkaufsareals bei den Bäumen mit zwei oder drei Wipfeln, bei denen, die zu dicht oder zu wenig dicht gewachsen sind, krumm oder gebogen, ihr Preis: 8 -16 Euro. Aber auch diese Außenseiter finden ihre Abnehmer.
Die noch stolzere 3,50 Meter-Tanne, wie sie hier auch herumsteht, verkauft er dafür kaum mehr, „weil die Altbaumwohnungen einfach weniger werden“, da hat sie keinen Platz. Außerdem nehmen die Single-Haushalte zu, und Singles kaufen nur „einen kleinen Baum, damit sie nicht viel herumräumen müssen in der kleinen Wohnung.“ Robert steht seit 24 Jahren hier, er hat daher viele Stammkunden und kennt ihre Geschichten. Wenn dann eine Frau alleine um einen Christbaum kommt, dann weiß er oft schon, dass der Mann im letzten Jahr gestorben ist. Und ja, er glaubt schon, dass es viele einsame Menschen gibt.
Um 7 Uhr fährt er jeden Tag von zuhause im Waldviertel weg, nach 12 Stunden Arbeit in Wien fährt er wieder zurück. Er trägt dabei „natürlich lange Unterhosen“ sowie feste Schuhe mit dicken Socken darunter. Das Geschäft, sagt er, teilen sich einige Familien auf. Früher hätten sie den Acker bewirtschaftet, heute kaufen sie Äcker zusammen und pflanzen dort Nordmanntannen.