Anneliese ist „über 75“, es geht ihr „so halbwegs“. Sie kommt mit ihrer besten Freundin in den „Victoria’s Haar- und Beautystudio“ mit Apostrophe im 7. Bezirk, zu Ostern hat sie dieser einen Haarschnitt geschenkt inkl. Waschen. Die beiden kennen sich schon lange, und Anneliese ist froh, dass sie jeden Tag jemanden zum Plaudern hat, oder: „Zum Leute ausrichten.“
Ihr Mann ist 81 und dement, das Zusammenleben in der gemeinsamen Wohnung im 7. Bezirk wäre sehr schwer. „Der macht Sachen, das glaubst du nicht.“ COPT hat er auch, denn früher rauchte er 100 Zigaretten am Tag, „ja, 100 Zigaretten!“, und die meisten davon in der Wohnung. „Wurscht, was ich gewaschen oder geputzt hab, es hat alles sofort wieder gestunken. Dann hab ich ihm gesagt, entweder er hört auf, oder ich gehe. Er hat aufgehört, aber die ersten Tag habe ich es gar nicht gemerkt…“
Sie kam einst als Sudentendeutsche aus Brünn nach Österreich und siedelte sich zunächst in Brunn am Gebirge an, sie erinnert sich mit Tränen in den Augen: „Als kleine Kinder sind wir angestanden vor den Kesseln mit dem Essen. Wenn wir dann dran waren, war nichts mehr da. Wir haben so viel geweint, dass wir gleich eingeschlafen sind, das war dann das Gute am Weinen.“
Ein Foto? „Na, nur mit der Hand vorm Gesicht! Weil so schön bin ich auch wieder nicht!“, lacht die schöne Anneliese im Beautysalon und dreht sich weg.