Elisabeth ist 65, es geht ihr gut. Sie geht gerade mit Mitgliedern der Pfarre St. Rochus in Wien-Landstraße durch den ersten Bezirk, einmal im Jahr findet eine „Wallfahrt zu sieben Kirchen in Wien“ statt, sie singen in der Art: „Was ist das Leben ohne den Tod?“ Die Gemeinschaft folgt der Tradition Philipp Neris, eines Heiligen des 16. Jahrhundert, der in Rom die „Kongregation des Oratoriums“ gründete und sich dort um Jugendliche kümmerte. In ihrer Gemeinde gibt es neun Priester, die Messen werden teils auf Latein gefeiert, die Priester schauen dann nach vorne zum Altar und nicht zu Volk. Elisabeth bevorzugt die Messen auf Deutsch.
Sie bezeichnet sich als römisch-katholisch und steht „hinter dem Papst“, und zwar „hinter beiden“, also auch hinter Benedikt. Dass Frauen in der Kirche nicht wirklich mittun dürfen, ist für sie kein Problem. Sie fühlt sich nicht als Mitglied zweiter Klasse. „Es ist für Frauen nicht vorgesehen, dass sie Ämter haben. Die Apostel von Jesus waren Männer, danach richtet sich die Kirche.“
Wie geht’s in der Welt weiter? Das weiß sie natürlich auch nicht. Auf wen oder was vertaut sie? Auf Gott. „Es wäre schrecklich, wenn man nicht das Vertrauen hätte, dass man eines Tages bei Gott ist.“ Das Jenseits wird ein Platz, „wo es keinen Schmerz gibt. Wo es nur Liebe gibt. Keine Verlustschmerz.“ Ihr Sohn ist vor drei Jahren gestorben, er hat sich mit 38 Jahren das Leben genommen. „Das tut sehr, sehr weh. Ohne diese Stütze wäre ich sehr verzweifelt.“