
Alex ist 33, es geht ihm gut. Ich bringe ihm mein Vintage-Nasenfahrrad der Marke Persol, ein Doppelstegmodell natürlich, das ich zuvor um wohlfeile 120 Euros aus dem sizilianischen Marsala importiert habe, damit er mir passende Gläser hinein feilt. Fielmann kriegt von mir keine Aufträge mehr, der niedergelassene Einzelhändler soll schließlich leben. Und teurer ist er auch nicht!
Der Sohn einer Augenarzt und –optikerdynastie aus Linz drehte als junger Mann ein paar zusätzliche Runden, bevor er schließlich doch noch seine Berufung fand – Augenoptiker! – und in Innsbruck mit 21 die Lehre – bei Fielmann! – begann, „so richtig mit Kastl einräumen und allem, obwohl ich als Maturant gleich in die Meisterschule hätte gehen können, aber das wollte ich nicht, und das war total wichtig für mich.“ Als Dreijähriger, wenn er unruhig war, setzen ihn die Eltern vor die Sehtestmaschine, und er war glücklich.
In München studierte er dann Optikerie und bewarb sich dort in der Folge bei der Firma Funk, weil er, als er an deren Geschäft vorbei kam, darin einen Verkäufer mit einer Halben Bier in der Hand stehen sah, „das war mir sehr sympathisch!“ Der Chef selbst war aber gerade in Tokio, und er rief ihn erst an, nachdem er zurückgekommen war und ihn plötzlich brauchte: „Er übergab mir die Schlüssel für das Vertriebsfahrzeug samt Musterkoffer und sagte: Mach mal!“ Alex, obwohl Führerscheinbesitzer, war bis dahin noch keine 100 Meter mit einem Auto gefahren, danach legte er jeweils 70.000 Kilometer pro Jahr in Mittel- und Nordeuropa zurück. Dann war er vor zwei Jahren „so verrückt“, im Optikerdurchseuchten 7. Bezirk das 31. Brillengeschäft aufzumachen, „aber es läuft und macht Spaß“. Zu ihm kommen Leute, die sich hinter ihren Brillen nicht verstecken wollen, sondern mit ihren Brillen ihre Persönlichkeit nochmal verstärken und idealerweise zum Scheinen bringen wollen. Dabei gibt es die etwas Unsichereren, die er durch manchmal zweistündige Beratung zu einem neuen Mensch machen kann, und die Selbstsicheren, die sich vier bis fünf Brillen zulegen, pro Jahr. „Das sind meist die etwas älteren Damen, die schon wissen, wer sie sind.“ Und ja, es gibt tatsächlich Gesichter, zu denen keine Brillen passen, aber das sind relativ wenige.
Für Interessierte: 01 5223670