Leo

Leo ist 32, und „heute geht es mir gut.“ Es ist nämlich der Erste Mai, und der ist gewissermaßen sein zweiter Geburtstag, seit er das Datum vor vielen Jahren auf Facebook als sein Geburtsdatum nannte, seither gratuliert man ihm, der eigentlich im Oktober Geburtstag hat, nur  noch am Tag der Arbeit. An diesem treffe ich ihn, als wir vom Rotpunkt Lokal im 5. Bezirk Richtung Innere Stadt marschieren, zwanzig Leute inkl. zweier Babys. Da ist noch Luft nach oben!

Der Maler und Bildhauer hat auf der Bildenen bei Gunter Damisch studiert und 2019 den Abschluss gemacht. Seither „gfrettet“ er sich durch „wie alle Künstler. Ich hab eine Galerie, Ausstellungen, Arbeit. Aber es ist halt immer ein Hin und Her zwischen Förderungen, Verkauf und sonstigen Projekten.“ Und dazwischen Monaten, während derer er nur Nudeln ißt. „Aber solange man keine Kinder hat, geht’s ja.“

Die Fahne, die er trägt, ist schwarz und hat rosarote Streifen. Sie zeigt das Logo der AKK, der Aktion Kommunistischer Künstler, einer Arbeitsgruppe der Partei. Interessierte treffen sich einmal im Monat, um aktuelle Themen zu besprechen (Lueger-Denkmal; wie man mit NFDs umgeht; was AI für KünstlerInnen bedeuten wird). In der Gruppe haben sie ein bisserl das Gefühl, dass die KPÖ „dahingehen noch wenig Kompenz hat und im Parteiprogramm echte Lücken aufweist.“

Leo hat Freude daran, seine Genossen auch Genossen zu nennen. „Das macht man halt.“ Und er glaubt, „dass gerade ein Aufschwung einsetzt, dass ganz viele Junge aus einem sozialdemokratischen Umfeld, so wie ich, jetzt den Hut drauf hauen.“ Dass man in Salzburg gesehen hat ist, dass eine Stimme an die KPÖ keine verorene Stimme sein muss. Und dieser Turn, sagt er, wäre wichtig, damit jetzt endlich was weiter geht. Auch ein Generationswechsel in der Partei wäre bitter nötig. Theman müssten modern diskutiert werden, ohne, dass man ständig dem Großen Bruder nachtrauert.

Unlängst hat er irgendwo gelesen, dass keine Partei mehr eine Wahl gewinnen kann, deren Mitglieder Kapperl tragen. Er aber ist überzeugter Kapperlträger und – was das angeht – Traditionalist. Er hat viele handgemachte von einem Hutmacher aus Berlin und trägt sie, so wie Warhol früher seine Perücken getragen hat. „Sonst geb‘ ich als Figur ja nicht so viel her“, lacht er.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s